Langzeitbelichtungen

13. September 2012 // in der Kategorie How To's & Tutorials // Ein Kommentar

Eine Langzeitbelichtung ist in der Fotografie ein Stilmittel, um Bewegungsabläufe aufzuzeigen. Bei einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden, werden Augenblicke festgehalten, die in der Zeit regelrecht zerfließen.

Da über einen Zeitraum von mehreren Sekunden (oder Minuten) belichtet wird, muss dafür gesorgt werden, dass die Bilder nicht überbelichtet werden. Daher führt man Langzeitbelichtungen üblicherweise abends oder in der Nacht durch, da hier wenig Licht vorhanden ist. Wenn man weit genug abblendet, hat man aber auch die Möglichkeit bei mehr Umgebungslicht Langzeitbelichtungen durchzuführen. Alternativ kann man versuchen das Umgebungslicht zu minimieren, was in der Praxis recht schwierig ist. Oder man benutzt Graufilter.

Ein Graufilter (ND-Filter, ND=Neutraldichte) ist neutral einheitlich grau eingefärbt und je nach Intensität der Einfärbung (ND-Wert) wird die einfallende Lichtmenge verringert. In der Praxis spricht man von dem Verlängerungsfaktor der Belichtungszeit. Somit ist es möglich, auch bei Tageslicht Langzeitbelichtungen durchzuführen.

Graufilter gibt es für die verschiedensten Objektivgrößen (⌀ mm) und in unterschiedlichen ND-Dichten. Leider existieren immer wieder unterschiedliche Bezeichnungen bei den Graufiltern. Mal wird von Verlängerungsfaktor gesprochen oder es ist der direkte ND-Wert angegeben, beides weist aber auf die gleiche Anzahl an Blendenstufen hin.

Ein ND-Filter mit der Bezeichnung 0.3 verlängert um eine Blende, verdoppelt (2x) also die Belichtungszeit oder gibt die Möglichkeit bei gleicher Belichtungszeit aufzublenden. Die zweite Variante wird ab und zu in der Portraitfotografie im Studio genutzt, um bei Offenblende mit Studiolicht zu fotografieren.

Eine Übersicht der unterschiedlichen Bezeichnungen und daraus resultierenden Verlängerungszeiten wird aus dieser Tabelle deutlich:

Darüberhinaus ist es möglich auch mehrere Graufilter zu kombinieren, wie ich es ab und zu schon getan habe. Dabei wird die Anzahl der Blendenstufen der jeweiligen Graufilter miteinander addiert und ich erhalte somit beispielsweise bei dem ND 3.0 und dem ND 0.9 13 Blendenstufen.

Ich besitze ein Graufilter-Set von Haida bestehend aus einem ND 0.9, ND 1.8 und ND 3.0 für mein Tamron 18-270mm f3.5-6.3 Objektiv.

Folgendes ist bei der Benutzung eines Graufilters zu beachten:

  • Ein Filter vor einem Objektiv bedeutet zusätzliches Glas, also evtl. ein Verlust von Schärfe, Klarheit und Kontrast (für mich vernachlässigbar)
  • tatsächliche Belichtungszeit vor dem Anbringen des Graufilters messen und danach umrechnen, ich nutze dafür derzeit die iPhone App LongTime oder mache das manchmal im Kopf 😉
  • ND-Filter sind teilweise so dunkel, dass es nicht möglich ist, das zu fotografierende Objekt zu fokussieren, daher vorher fokussieren und danach auf manuellen Focus umschalten, damit der Auto-Focus nichts mehr verändern kann
  • in den Abendstunden ist es teilweise so, dass sich zunehmende Dunkelheit und längere Belichtungszeit gegenseitig aufhebt und es dadurch kein helleres Bild gibt
  • bei einer DSLR die Spiegelvorauslösung aktivieren, damit das Herunterklappen des Spiegels keine Erschütterungen auslöst
  • Bildstabilisator am Objektiv ausschalten
  • optional einen Fernauslöser verwenden, um ebenfalls Verwacklungen am Kameragehäuse zu vermeiden, ich nutze den Fernauslöser Pixel TC-252/DC2 LCD
  • Stativ verwenden
Für Tageslicht Langzeitbelichtungen ist ein ND 3.0 ausreichend. Falls die errechnete Belichtungszeit dann immer noch zu kurz ist, hilft entweder weiter abblenden oder einen zweiten ND-Filter daraufzuschrauben.

Belichtungszeit: 49 Sekunden, Blende: 8, ISO: 200

Weitere Langzeitbelichungen aus dem Düsseldorfer Medienhafen gibt es hier.

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Kommentare
  • Chris sagt:

    Toller Beitrag mit tollem Bild.

    Danke. Habe schon lange nach so was gesucht.

    Werde ich direkt mal ausprobieren.

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